Hilft CBD in den Wechseljahren?
Erstellt am: 23.12.2022 Aktualisiert am: 27.02.2023 Autor: Alexandra Latour
Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Gewichtsveränderungen, dünne Haare, Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen – die Symptome der Wechseljahre (Klimakterium) sind vielfältig und für viele Frauen ist dieser Lebensabschnitt äußerst belastend. Begeben sich Frauen in den Wechseljahren auf die Suche nach natürlichen Mitteln gegen die Symptome, treffen sie häufig auf CBD-Öl, CBD-Isolat und CBD-Kapseln. Aber kann die Einnahme von CBD die Symptome wirklich lindern? Mit dieser Frage beschäftigen wir uns im folgenden Artikel.
Kurzzusammenfassung zu CBD gegen Wechseljahresbeschwerden
Die Wechseljahre sind eine Phase im Leben einer Frau, die mit unangenehmen Beschwerden einhergehen kann. Dabei sind sie weniger eine Krankheit, sondern vielmehr ein normaler Umstellungsprozess im Körper. Meist beginnen die Wechseljahre ab einem Alter von 40 Jahren.
Experten sehen durchaus einen Zusammenhang zwischen dem Endocannabinoid-System und dem Hormonhaushalt. Hieraus abzuleiten, dass das Cannabinoid CBD aus dem Hanf deswegen Wechselbeschwerden lindern kann, wäre vermessen und nicht richtig. Die Einnahme eines frei käuflichen CBD-Öls kann unter Umständen dazu beitragen, dass sich Beschwerden wie innere Unruhe und Ängste bessern. Ob CBD gegen weitere Beschwerden, wie zum Beispiel Hitzewallungen, hilft, ist eher unwahrscheinlich. Weitere Informationen zur Studienlage finden Sie im folgenden Artikel.
Bislang gibt es keine Studien, in denen die Wirkung von CBD speziell bei Symptomen in den Wechseljahren untersucht wurde. Bei unseren Recherchen sind wir auf eine Umfrage gestoßen, die bei perimenopausalen und postmenopausalen Frauen durchgeführt wurde, die medizinisches Cannabis gegen die Symptome der Wechseljahre anwendeten [1].
Zur Erklärung: Die Menopause bezeichnet die letzte Menstruation einer Frau. Mit der Perimenopause wird die Lebensphase vor und nach der Menopause bezeichnet. Ein Jahr nach der letzten Menstruation befindet sich die Frau in der Postmenopause.
An der Umfrage nahmen 131 perimenopausale und 127 postmenopausale Probandinnen teil, die Fragen zu den Symptomen der Wechseljahre und der Art des Cannabiskonsums beantworteten. Mehr als 80 Prozent der Probandinnen gaben an, dass sie Cannabis rauchen oder aber über Esswaren zu sich nahmen. Am häufigsten wendeten sie Cannabis gegen Schlafprobleme, Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Ängste ein.
Im Ergebnis heißt es, dass in künftigen Forschungsarbeiten die Wirkung verschiedener Merkmale des Cannabiskonsums (z. B. Cannabinoidprofile) untersucht werden sollte. Weiter heißt es, dass vor allem Ängste und Stimmungsschwankungen vielversprechende Ziele für Studien mit cannabinoidbasierten Therapien seien.
Das Endocannabinoid-System ist Teil des menschlichen Nervensystems und eine Art Regulationssystem. Dabei ist es an einer Vielzahl von Prozessen im Körper beteiligt, wie zum Beispiel am Empfinden von Schmerzen, dem Schlaf, der Stimmung und den Emotionen, dem Immunsystem oder auch dem Appetit. Sowohl die Endocannabinoide – also Cannabinoide, die der Körper selbst bildet – als auch die Phytocannabinoide aus der Hanfpflanze wie CBD binden an die Rezeptoren des Endocannabinoidsystems und lösen unterschiedliche Wirkungen und Effekte aus.
Studien legen nahe, dass das Endocannabinoidsystem auch an dem Fruchtbarkeitsprozess und an der Steuerung verschiedener Hormone beteiligt ist. So konnten Forscher bereits in den Eierstöcken, Eileitern, Gebärmutterschleimhaut sowie im Myometrium (Muskelschicht der Gebärmutterwand) das Endocannabinoid Anandamid nachweisen [2].
Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass Endocannabinoide und Phytocannabinoide aus dem Hanf verschiedene Hormone wie Östrogen und Progesteron über noch unbekannte Wege freisetzen können.
Interessant wäre hier das weibliche Geschlechtshormon Östrogen. Denn in den Wechseljahren sinkt der Östrogen-Spiegel kontinuierlich ab. Ob Cannabinoide jedoch tatsächlich in der Lage sind, während des Klimakteriums (Wechseljahre) den Östrogen-Spiegel zu erhöhen, ist unklar. Hier wird noch viel Forschung notwendig sein.
Die Wechseljahre sind für Frauen mit vielen Veränderungen verbunden und die damit verbundenen Beschwerden wie Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, übermäßiges Schwitzen und verminderte Libido können sehr belastend sein, sodass auch Ängste und Sorgen entstehen. In schweren Fällen besteht sogar das Risiko, dass sich eine Depression entwickelt.
Sollten die Ängste im Rahmen der Wechseljahre besonders stark ausgeprägt sein, so könnte die Einnahme von CBD eine Hilfe darstellen. Denn CBD besitzt angstlösende Eigenschaften, worauf auch zahlreiche Studien hinweisen [3].
Wenn es um ein frei käufliches CBD-Produkt wie das CBD-Öl geht, wird häufig behauptet, dass die Einnahme den Schlaf fördert. Dem müssen wir leider widersprechen bzw. ist die Studienlage in Bezug auf die schlaffördernden Eigenschaften von CBD so dünn und zum Teil widersprüchlich, sodass sich dies nicht eindeutig wissenschaftlich bestätigen lässt. Ob CBD eine schlaffördernde Wirkung entfaltet, scheint zum einen von der Dosierung abzuhängen und zum anderen davon, ob Menschen bereits unter Schlafstörungen leiden.
Hinweis
In den oben ausgeführten Informationen berichten wir ausschließlich über verschreibungspflichtiges Medizinalcannabis mit all seinen Cannabinoiden oder verschreibungspflichtiges Cannabidiol (CBD). Die Studienergebnisse sind nicht auf frei käufliche CBD-Produkte wie CBD-Öle, CBD-Kapseln etc. übertragbar. Zudem machen wir zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschläge und geben auch keine Anwendungsempfehlungen oder Nutzversprechen.
Frei käufliche Produkte mit CBD wie das CBD-Öl werden oftmals damit beworben, dass die Frau, die unter Wechselbeschwerden leidet, davon profitieren kann, weil es Körper und Geist wieder in Balance bringt. Wissenschaftliche Belege gibt es hierfür nicht. Hinzu kommt, dass immer zwischen medizinischem CBD und frei käuflichen CBD-Produkten unterschieden werden muss.
Sicherlich kann CBD-Öl möglicherweise eine unterstützende Hilfe für viele Frauen sein, das bestätigen zumindest einige Erfahrungsberichte. Sollten die Wechselbeschwerden jedoch sehr stark ausgeprägt sein, sollte zunächst ein Frauenarzt konsultiert werden.
Wie hilft CBD bei Wechseljahresbeschwerden?
Die Wechseljahre und die damit verbundenen Beschwerden können für Frauen sehr belastend sein. Im Körper gibt es zahlreiche Veränderungen, was auch die Psyche belasten kann. Ob hier frei käufliches CBD-Öl eine Hilfe sein kann, ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Bevor natürliche Mittel zum Einsatz kommen, sollte der erste Weg zum Frauenarzt führen, um die Beschwerden abklären zu lassen.
Wie dosiert man CBD in der Menopause?
Egal, ob Wechseljahre oder Menopause - bevor natürliche Mittel, Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente zum Einsatz kommen, sollten Frauen zunächst Rücksprache mit ihrem Frauenarzt halten. Ob CBD-Öl oder CBD-Kapseln in den Wechseljahren oder der Menopause eine positive Wirkung entfalten können, ist wissenschaftlich nicht geklärt.
[1] Dahlgren MK, El-Abboud C, Lambros AM, Sagar KA, Smith RT, Gruber SA. A survey of medical cannabis use during perimenopause and postmenopause. Menopause. 2022 Sep 1;29(9):1028-1036. doi: 10.1097/GME.0000000000002018. Epub 2022 Aug 2. PMID: 35917529; PMCID: PMC9422771
[2] Walker, O.S., Holloway, A.C. & Raha, S. The role of the endocannabinoid system in female reproductive tissues. J Ovarian Res 12, 3 (2019). https://doi.org/10.1186/s13048-018-0478-9
[3] Spinella TC, Stewart SH, Naugler J, Yakovenko I, Barrett SP. Evaluating cannabidiol (CBD) expectancy effects on acute stress and anxiety in healthy adults: a randomized crossover study. Psychopharmacology (Berl). 2021 Jul;238(7):1965-1977. doi: 10.1007/s00213-021-05823-w. Epub 2021 Apr 4. PMID: 33813611; PMCID: PMC8233292
Aufgrund der über zehnjährigen freiberuflichen Autorinnentätigkeit für renommierte Gesundheitsportale und Online-Magazine übernahm Alexandra Latour Anfang 2017 die stellvertr. Redaktionsleitung von Leafly Deutschland. Auch nach der Schließung der deutschen Niederlassung von Leafly war sie weiterhin als Medizinredakteurin und Beraterin in der Cannabis- und CBD-Branche tätig und konnte sich hier eine umfangreiche Expertise aneignen.