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Hilft CBD bei Suchterkrankungen?

Erstellt am: 27.03.2023                     Aktualisiert am: 28.03.2023                    Autor: Alexandra Latour

Einzelne Studien haben interessante Hinweise darauf geliefert, dass Cannabidiol (CBD) womöglich bei verschiedenen Suchterkrankungen nützlich sein könnten. Bislang ist die Studienlage aber noch nicht ausreichend, um hieraus eine Therapie mit CBD ableiten zu können.

Hilft CBD bei Suchterkrankungen?

Hinweis

In den unten ausgeführten Informationen berichten wir ausschließlich über verschreibungspflichtiges Medizinalcannabis mit all seinen Cannabinoiden oder verschreibungspflichtiges Cannabidiol (CBD). Die Studienergebnisse sind nicht auf frei käufliche CBD-Produkte wie CBD-Öle, CBD-Kapseln etc. übertragbar. Zudem machen wir zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschläge und geben auch keine Anwendungsempfehlungen oder Nutzversprechen.

Rauchentwöhnung mit CBD

 

Das Endocannabinoid-System (ECS) besteht aus den Cannabinoid-Rezeptoren Typ 1 (CB1) und Typ 2 (CB2) und den endogenen Liganden (Endocannabinoide) an verschiedenen Prozessen im Körper beteiligt, wie zum Beispiel dem Schmerzempfinden, den Emotionen, dem Immunsystem oder auch dem Entzündungsgeschehen.

 

In Studien finden sich mehrere Hinweise darauf, dass Endocannabinoide und nikotinerge cholinerge Systeme an der Regulierung verschiedener physiologischer Prozesse, einschließlich der Belohnung, und an den neuropathologischen Mechanismen psychiatrischer Erkrankungen (z. B. Sucht) beteiligt sind [1]. Eine Wechselwirkung zwischen diesen beiden Systemen wird durch die überlappende Verteilung von Cannabinoid- und nikotinergen Acetylcholinrezeptoren in vielen Gehirnstrukturen belegt.

 

Die pharmakologische Beeinflussung des Endocannabinoidsystems und endocannabinoidähnlicher Neuromodulatoren (wie z. B. CBD) ist vielversprechend für die Behandlung der Nikotinabhängigkeit und die Rückfallprävention.

 

Studien zu CBD und Rauchentwöhnung

 

Interessant ist eine Studie vom University College in London [2]. An dieser nahmen 24 Raucher teil, die in zwei Gruppen aufgeteilt wurden. Eine Gruppe erhielt einen Inhalator mit CBD, während die andere Gruppe lediglich ein Placebo (Scheinmedikament) inhalierte. Die Teilnehmer sollten den Inhalator nutzen, sobald sie das Verlangen verspürten, eine Zigarette zu rauchen.

 

In der CBD-Gruppe verringerte sich die Menge der gerauchten Zigaretten um 40 Prozent. Bei den Teilnehmern in der Placebo-Gruppe zeigte sich keine Veränderung des Rauchverhaltens, sodass die Forscher schlussfolgerten, dass CBD das Potential besitzt, bei der Behandlung einer Nikotinsucht nützlich zu sein.

 

Forscher der University of California haben außerdem untersucht, ob CBD die Entzugssymptome lindern kann [3]. Hierfür teilten sie nikotinabhängige Ratten in drei Gruppen ein. Die erste Gruppe bekam zwei Wochen CBD injiziert, während die beiden Kontrollgruppen entweder Kochsalz oder Sesamöl erhielten. Mit regelmäßigen Blutuntersuchungen wurde die Nikotin- und CBD-Konzentration bestimmt

 

Im Ergebnis heißt es, dass die Ratten in der CBD-Gruppe weder Entzugssymptome noch eine Schmerzüberempfindlichkeit zeigten. Dementsprechend könnte CBD das Potential besitzen, die Symptome, die im Rahmen des Nikotinentzugs auftreten können, zu lindern.

 

Fazit: CBD gegen Nikotinsucht

 

Verschiedene Studien legen nahe, dass Cannabidiol (CBD) dabei unterstützen könnte, mit dem Rauchen aufzuhören. Auch wenn klinische Studien (am Menschen) fehlen, wäre es durchaus denkbar, dass CBD die innere Ruhe beim Nikotinentzug lindern könnte.

 

Jeder Mensch, der mit dem Rauchen aufhören möchte, weiß jedoch, dass wenn der feste Wille nicht vorhanden ist, auch kein CBD, Nikotinpflaster oder andere Mittelchen helfen werden.

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CBD gegen Alkoholsucht

 

Die Alkoholsucht ist eine ernsthafte Erkrankung, deren Behandlung immer in die Hände von Fachärzten gehört. Je nach Schweregrad der Alkoholerkrankung kommen unterschiedliche Therapien zum Einsatz, sofern Betroffene willens sind, abstinent zu werden. Grundsätzlich eignen sich frei käufliche Produkte wie CBD-Öl & Co nicht zur Behandlung einer so schweren Krankheit. Wir bitten deshalb eindringlich darum, zunächst den Hausarzt aufzusuchen oder andere Hilfen, wie zum Beispiel die Caritas Suchthilfe in Anspruch zu nehmen.

 

Es gibt aktuell nur wenige Studien, in denen die Wirkung von CBD bei einer Alkoholsucht untersucht wurde. So findet sich beispielsweise eine Studie von US-Forschern, die alkoholabhängige Ratten mit CBD oder einem Placebo behandelten [4]. Im Ergebnis heißt es, dass die Ratten in der CBD-Gruppe seltener rückfällig wurden als die Placebo-Gruppe. Die genauen Wirkmechanismen sind jedoch unklar. Auch lässt sich hieraus nicht ableiten, dass CBD Öl oder andere CBD-Produkte bei einer Suchterkrankung hilfreich sein könnten.

 

CBD und Opioide

 

Opioide sind starke Schmerzmittel, die starke Nebenwirkung verursachen und das hohe Risiko einer Abhängigkeit bergen. Forscher erklären, dass eine Nebenwirkung des chronischen Opioidkonsums die kontinuierliche Aktivierung der Immunantwort sei, wodurch chronische Schmerzen verschlimmert werden können [5]. So löse das Opioid Morphin eine Signalkaskade des Rezeptors TLR4 aus, die die Aktivierung von verschiedenen Proteinen antreibt, was zur Produktion von Zytokinen führt und eine Rückkopplungsschleife für eine kontinuierliche TLR4-Aktivierung schafft.

 

Ein chronischer Opioid-Konsum könne zu einer pathologischen Immunantwort führen, die von einer gezielten Therapie profitieren würde. Die Beeinflussung des Endocannabinoid-Systems hat sich als therapeutisch vorteilhaft erwiesen, insbesondere im Hinblick auf seine entzündungshemmende und immunsuppressive Wirkung.

 

Vielversprechende präklinische und klinische Untersuchungen deuten darauf hin, dass Cannabidiol (CBD) ein wirksames Hilfsmittel bei der Behandlung von Symptomen der Opioidkonsumstörung sein könnte. Der genaue Mechanismus ist jedoch noch nicht geklärt.

 

Darüber hinaus legen Studien nahe, dass CBD bei einer Abhängigkeit von Opioiden nützlich sein könnte. Forscher zeigten am Rattenmodell, dass CBD das Verlangen nach Opioiden bei Tieren verringerte.

Alexandra Latour, Autorin, Medizinredakteurin
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Aufgrund der über zehnjährigen freiberuflichen Autorinnentätigkeit für renommierte Gesundheitsportale und Online-Magazine übernahm Alexandra Latour Anfang 2017 die stellvertr. Redaktionsleitung von Leafly Deutschland. Auch nach der Schließung der deutschen Niederlassung von Leafly war sie weiterhin als Medizinredakteurin und Beraterin in der Cannabis- und CBD-Branche tätig und konnte sich hier eine umfangreiche Expertise aneignen.

Quellenverzeichnis

 

[1] Scherma M, Muntoni AL, Melis M, Fattore L, Fadda P, Fratta W, Pistis M. Interactions between the endocannabinoid and nicotinic cholinergic systems: preclinical evidence and therapeutic perspectives. Psychopharmacology (Berl). 2016 May;233(10):1765-77. doi: 10.1007/s00213-015-4196-3. Epub 2016 Jan 4. PMID: 26728894

 

[2] Morgan CJ, Das RK, Joye A, Curran HV, Kamboj SK. Cannabidiol reduces cigarette consumption in tobacco smokers: preliminary findings. Addict Behav. 2013 Sep;38(9):2433-6. doi: 10.1016/j.addbeh.2013.03.011. Epub 2013 Apr 1. PMID: 23685330

 

[3] Smith LC, Tieu L, Suhandynata RT, Boomhower B, Hoffman M, Sepulveda Y, Carrette LLG, Momper JD, Fitzgerald RL, Hanham K, Dowling J, Kallupi M, George O. Cannabidiol reduces withdrawal symptoms in nicotine-dependent rats. Psychopharmacology (Berl). 2021 Aug;238(8):2201-2211. doi: 10.1007/s00213-021-05845-4. Epub 2021 Apr 28. PMID: 33909102; PMCID: PMC8295227

 

[4] Gonzalez-Cuevas G, Martin-Fardon R, Kerr TM, Stouffer DG, Parsons LH, Hammell DC, Banks SL, Stinchcomb AL, Weiss F. Unique treatment potential of cannabidiol for the prevention of relapse to drug use: preclinical proof of principle. Neuropsychopharmacology. 2018 Sep;43(10):2036-2045. doi: 10.1038/s41386-018-0050-8. Epub 2018 Mar 22. PMID: 29686308; PMCID: PMC6098033

 

[5] Johnson CT, Bradshaw HB. Modulatory Potential of Cannabidiol on the Opioid-Induced Inflammatory Response. Cannabis Cannabinoid Res. 2021 Jun;6(3):211-220. doi: 10.1089/can.2020.0181. PMID: 34115948; PMCID: PMC8217599

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