top of page

Rheuma: Hilft CBD bei rheumatischen Erkrankungen?

Erstellt am: 21.03.2023                     Aktualisiert am: 22.03.2023                    Autor: Alexandra Latour

Mehr als hundert unterschiedliche Erkrankungen verbergen sich hinter dem Begriff Rheuma. Hierunter fallen degenerative Krankheiten, chronische Knochenerkrankungen (z. B. Osteoporose), entzündlich-rheumatische Erkrankungen (autoimmunbedingt) sowie Stoffwechselstörungen mit rheumatischen Symptomen. Die am häufigsten vorkommende Form ist die rheumatoide Arthritis, wovon allein in Deutschland über 500.000 Menschen betroffen sind.

 

Vor über hundert Jahren kamen bereits Tinkturen, die aus indischem Hanf hergestellt wurden, gegen Rheuma-Symptome zum Einsatz. Wir beleuchten in dem folgenden Artikel zunächst die Studienlage zur Wirkung von medizinischem Cannabidiol (CBD) gegen rheumatische Symptome und gehen am Ende auf die Frage ein, ob CBD-Produkte für eine Behandlung geeignet sind.

Rheuma: Hilft CBD bei rheumatischen Erkrankungen?

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Cannabidiol (CBD) entzündungshemmende Wirkungen bei verschiedenen Rheuma-Formen wie der rheumatoiden Arthritis haben kann. Die genauen Wirkmechanismen sind jedoch noch nicht gänzlich erforscht. Es wird angenommen, dass CBD unter anderem in der Lage ist, die Produktion von bestimmten Zytokinen zu verringern [1]. Dabei handelt es sich bei Zytokinen um Botenstoffe, die der Körper bei einer Reaktion des Immunsystems bildet und die bestimmte Abwehrzellen aktivieren.

 

Inzwischen existieren zahlreiche Labor- und Tierstudien, die wichtige Hinweise auf die entzündungshemmende Wirkung von CBD bei rheumatischen Erkrankungen geliefert haben, wie zum Beispiel die folgenden Untersuchungen.

Anker 1

Forscher der University of Kentucky College of Pharmacy in den USA führen aus, dass derzeitige Arthritis-Behandlungen oft mit Nebenwirkungen verbunden seien, die auf die Wirkstoffe und die Art der Verabreichung zurückzuführen seien [2]. Weiter heißt es, dass Cannabidiol (CBD) Entzündungen lindern kann, jedoch hydrophob sei und deshalb eine schlechte orale Bioverfügbarkeit besitze. Die topische Anwendung könne die gastrointestinale Verabreichung und den First-Pass-Metabolismus vermeiden und so für einen konstanteren Plasmaspiegel sorgen.

 

In ihrer Studie untersuchten sie die Wirksamkeit von transdermalem CBD zur Verringerung von Entzündungen und Schmerzen und bewerteten etwaige unerwünschte Wirkungen an Ratten. Die CBD-Gele (0,6, 3,1, 6,2 oder 62,3 mg/Tag) wurden an vier aufeinanderfolgenden Tagen nach der Arthritis-Induktion aufgetragen. Der Gelenkumfang und die Invasion von Immunzellen in histologischen Schnitten wurden gemessen, um den Grad der Entzündung anzuzeigen.

 

Die Messung der CBD-Plasmakonzentration durch transdermale Absorption ergab eine Linearität bei Dosen von 0,6-6,2 mg/Tag. Transdermales CBD-Gel reduzierte signifikant und dosisabhängig die Gelenkschwellung. Immunhistochemische Analysen des Rückenmarks (CGRP, OX42) und der dorsalen Wurzelganglien (TNFα) zeigten eine dosisabhängige Verringerung der proinflammatorischen Biomarker. Die Ergebnisse zeigten, dass 6,2 und 62 mg/Tag wirksame Dosen waren.

 

Laut den Forschern würden die Ergebnisse darauf hindeuten, dass die topische Anwendung von CBD ein therapeutisches Potenzial zur Linderung von schmerzbedingten Entzündungen bei Arthritis ohne offensichtliche Nebenwirkungen besitzt.

Liposomales CBD bei Osteoarthritis

 

Forscher des Departments of Pharmacology in den USA berichten im Rahmen ihrer Studie, dass sich die bestätigten Diagnosen von Osteoarthritis in den letzten zwei Jahrzehnten verdreifacht habe, was auf die zunehmende Fettleibigkeit und die alternde Bevölkerung zurückzuführen sei [3].

 

Cannabidiol (CBD) werde als potenzielles Mittel zur Behandlung einer Vielzahl unterschiedlicher Entzündungskrankheiten angepriesen. Deshalb untersuchten die Forscher die Wirkung von liposomalem CBD auf die Produktion proinflammatorischer Zytokine in vitro und in Mausmodellen in einer vierwöchigen, randomisierten, placebokontrollierten und doppelt verblindeten Studie an einem spontanen Osteoarthritis-Modell für Hunde untersucht.

 

In vitro und in Mausmodellen dämpfte CBD die Produktion der proinflammatorischen Zytokine IL-6 und TNF-α signifikant, während es die Werte des entzündungshemmenden IL-10 erhöhte. In der veterinärmedizinischen Studie führte CBD bei Tieren mit einer bestätigten Diagnose von Osteoarthritis zu einer signifikanten Schmerzlinderung und einer dosisabhängigen Verbesserung der Mobilität.

 

Liposomales CBD (20 mg/Tag) war bei der Verbesserung der klinischen Ergebnisse ebenso wirksam wie die höchste Dosis nicht-liposomales CBD (50 mg/Tag). Nachteilige Auswirkungen der CBD-Verabreichung während des vierwöchigen Analysezeitraums waren nicht beobachtbar. Diese Studie untermauert das therapeutische Potenzial von CBD zur Linderung arthritischer Schmerzen und legt nahe, dass Studien am Menschen gerechtfertigt sind.

Anker 2
Anker 3
Grafikelement

CBD gegen Arthritis: Klinische Studien

 

Gut konzipierte klinische Studien (am Menschen) zur entzündungshemmenden Wirkung bei Patienten mit Rheuma fehlen aktuell noch. Lediglich kleinere Studien und Patientenbefragungen legen nahe, dass Cannabidiol (CBD) eine Therapieoption sein kann.

 

In einer Studie der University of Virginia in den USA heißt es, dass Handchirurgen nach der Verabschiedung des Agricultural Improvement Act im 2018 zunehmend Patienten haben, die eine Beratung zu rezeptfreiem, topischem Cannabidiol (CBD) zur Schmerzbehandlung wünschen [4]. Zu diesem Zweck wurde eine klinische Studie durchgeführt, um das therapeutische Potenzial von CBD für die Behandlung von Schmerzen im Zusammenhang mit Daumengrundgelenksarthritis zu untersuchen.

 

Nach der Genehmigung durch die Food and Drug Administration und die Institution wurde ein Hauttest der Phase 1 mit 10 gesunden Teilnehmern durchgeführt, die nach zweimal täglicher Anwendung von 1 ml topischem CBD (6,2 mg/ml) mit Sheabutter eine Woche lang beobachtet wurden. Nachdem keine unerwünschten Ereignisse feststellbar waren, führten die Forscher eine doppelblinde, randomisierte und kontrollierte Phase-2-Studie durch.

 

Hierfür wurden 18 Teilnehmer mit symptomatischer Daumengrundgelenksarthritis nach dem Zufallsprinzip zwei Wochen lang zweimal täglich mit CBD (6,2 mg/mL CBD mit Sheabutter) oder Sheabutter allein behandelt, gefolgt von einer einwöchigen Auswaschphase und dann zwei Wochen lang mit der anderen Behandlung.

 

Im Ergebnis heißt es, dass die topische CBD-Behandlung zu einer signifikanten Verbesserung der mit der Arthritis des Daumengrundgelenks verbundenen Schmerzen und Behinderungen führte, ohne dass es zu unerwünschten Ereignissen kam.

Anker 4

Hinweis

 

In den oben ausgeführten Informationen berichten wir ausschließlich über verschreibungspflichtiges medizinisches Cannabis mit all seinen Cannabinoiden oder verschreibungspflichtiges Cannabidiol (CBD). Die Studienergebnisse sind nicht auf frei käufliche CBD-Produkte wie CBD-Öle, CBD-Tropfen, CBD-Kapseln etc. übertragbar. Zudem machen wir zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschläge und geben auch keine Anwendungsempfehlungen oder Nutzversprechen.

CBD-Produkte gegen rheumatische Erkrankungen

 

Die bisherigen Studien, in denen die entzündungshemmende Wirkung bei rheumatischen Erkrankungen untersucht wurde, sind äußerst vielversprechend. Aussagen dazu, ob die orale Einnahme von CBD oder die topische Anwendung bessere Effekte erzielt, und welche Dosierung empfehlenswert ist, lassen sich aus den aktuellen Studiendaten nicht ableiten. Hinzu kommt, dass in Studien medizinisches CBD zur Anwendung kommt und keine frei käuflichen CBD-Produkte (CBD-Öl, CBD-Kapseln, CBD-Cremes). Denn diese können in ihrer Qualität erheblich schwanken.

 

Inzwischen haben viele Hersteller verschiedene CBD-Cremes oder CBD-Gele auf den Markt gebracht, die speziell bei rheumatischen Erkrankungen und Gelenkbeschwerden helfen sollen. Meist enthalten diese Produkte weitere Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel Latschenkiefer, Teufelskralle, Beinwell-Extrakt oder Kampfer.

 

Aus Erfahrungsberichten ist bekannt, dass einige Betroffene durchaus von diesen CBD-Produkten profitieren können. Wer jedoch regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte die Einnahme oder Anwendung von CBD-Produkten mit seinem Arzt absprechen, da es zwischen CBD und Medikamenten zu Wechselwirkungen kommen kann.

Anker 5

FAQs

Welches CBD-Öl bei rheumatoider Arthritis?

 

Medizinisches Cannabidiol (CBD) scheint Studien zufolge ein therapeutisches Potenzial bei der Behandlung einer rheumatoiden Arthritis zu besitzen. Ein CBD-Produkt in hoher Qualität kann bei dieser Erkrankung nützlich sein. Inzwischen gibt es auch spezielle CBD-Cremes und CBD-Gele, die zur Anwendung genutzt werden können. Da es zwischen CBD und bestimmten Medikamenten zu Wechselwirkungen kommen kann, sollte die Einnahme oder Anwendung von CBD-Produkten vorab mit dem Arzt abgesprochen werden.

 

Welches CBD-Produkt bei Gelenkschmerzen?

 

Cannabidiol (CBD) besitzt entzündungshemmende Eigenschaften, weshalb es bei entzündungsbedingten Gelenkschmerzen zum Einsatz kommen kann. Generell gilt bei frei käuflichen CBD-Produkten wie CBD-Öl oder CBD-Cremes, auf die Qualität zu achten. Da es keine standardisierten Herstellungsverfahren gibt, können die Produkte enorm in ihrer Qualität schwanken.

Anker 6
Alexandra Latour, Autorin, Medizinredakteurin
  • LinkedIn

Aufgrund der über zehnjährigen freiberuflichen Autorinnentätigkeit für renommierte Gesundheitsportale und Online-Magazine übernahm Alexandra Latour Anfang 2017 die stellvertr. Redaktionsleitung von Leafly Deutschland. Auch nach der Schließung der deutschen Niederlassung von Leafly war sie weiterhin als Medizinredakteurin und Beraterin in der Cannabis- und CBD-Branche tätig und konnte sich hier eine umfangreiche Expertise aneignen.

Quellenverzeichnis

[1] Lowin T, Tingting R, Zurmahr J, Classen T, Schneider M, Pongratz G. Cannabidiol (CBD): a killer for inflammatory rheumatoid arthritis synovial fibroblasts. Cell Death Dis. 2020 Sep 1;11(8):714. doi: 10.1038/s41419-020-02892-1. PMID: 32873774; PMCID: PMC7463000

 

[2] Hammell DC, Zhang LP, Ma F, Abshire SM, McIlwrath SL, Stinchcomb AL, Westlund KN. Transdermal cannabidiol reduces inflammation and pain-related behaviours in a rat model of arthritis. Eur J Pain. 2016 Jul;20(6):936-48. doi: 10.1002/ejp.818. Epub 2015 Oct 30. PMID: 26517407; PMCID: PMC4851925

 

[3] Verrico CD, Wesson S, Konduri V, Hofferek CJ, Vazquez-Perez J, Blair E, Dunner K Jr, Salimpour P, Decker WK, Halpert MM. A randomized, double-blind, placebo-controlled study of daily cannabidiol for the treatment of canine osteoarthritis pain. Pain. 2020 Sep 1;161(9):2191-2202. doi: 10.1097/j.pain.0000000000001896. PMID: 32345916; PMCID: PMC7584779

 

[4] Heineman JT, Forster GL, Stephens KL, Cottler PS, Timko MP, DeGeorge BR Jr. A Randomized Controlled Trial of Topical Cannabidiol for the Treatment of Thumb Basal Joint Arthritis. J Hand Surg Am. 2022 Jul;47(7):611-620. doi: 10.1016/j.jhsa.2022.03.002. Epub 2022 May 28. PMID: 35637038

Anker 7
bottom of page