Das Medikament Naloxon ist ein lebensrettendes Gegenmittel bei Überdosen von Opiaten wie Fentanyl. Die Forschung zeigt, dass 75 bis 100 Prozent der mit Naloxon behandelten Überdosisopfer überleben. Jetzt untersuchen Forscher, ob Derivate von Cannabidiol (CBD) Naloxon noch wirksamer machen können.
Kombination von Naloxon und CBD
Naloxon wirkt, indem es mit Opiaten wie Heroin und Morphin um die Opioidrezeptoren im Gehirn konkurriert. Die depressiven Wirkungen von Opioiden auf das zentrale Nervensystem, die dazu führen können, dass Konsumenten die Atmung einstellen, werden wirksam blockiert, wenn Naloxon die Opioidrezeptoren besetzt.
Fentanyl ist jedoch besonders wirksam bei der Bindung an diese Rezeptorstellen, sodass manchmal mehrere Dosen Naloxon erforderlich sind, um eine Überdosis zu verhindern.
"Die CDC-Richtlinien besagen, dass bei einer Fentanyl-Überdosierung mehr als eine Dosis Naloxon erforderlich sein kann, und synthetische Opiate [wie Fentanyl] werden inzwischen bei mehr als 80 Prozent der Opiatüberdosierungen eingesetzt", erklärte Dr. Alex Straiker, Mitautor der Studie und assoziierter Wissenschaftler in der Abteilung für Psychologie und Gehirnwissenschaften an der Indiana University Bloomington laut einem Online-Bericht.
Um dem entgegenzuwirken, sei auch eine höhere Dosis von Naloxon zugelassen.
„Der Anstieg der Todesfälle durch synthetische Drogen begann gerade, als wir dieses Projekt initiierten - zu dieser Zeit meldeten Städte wie Dayton, dass Leichen mit mehreren verbrauchten Ampullen Naloxon gefunden wurden", so Straiker weiter.
Frühere Studien deuten darauf hin, dass CBD die Bindung von Opioiden behindern kann, indem es die Form der Rezeptorstellen verändert, wodurch die Naloxonbehandlung wirksamer werden könnte.
"Angesichts der Tatsache, dass Naloxon das einzige verfügbare Medikament zur Behandlung von Überdosierungen ist, halte ich es für sinnvoll, nach Alternativen zu suchen", führte Straiker weiter aus.
Vielversprechende Ergebnisse mit CBD
In einer Studie, die auf der Frühjahrstagung der American Chemical Society vorgestellt wurde, untersuchten Straiker und Kollegen, ob verschiedene CBD-Derivate und -Dosierungen - allein oder in Kombination mit Naloxon - eine wirksame Ergänzung oder einen Ersatz für die Behandlung von Überdosen mit Naloxon darstellen könnten.
"Wir haben vor allem versucht, herauszufinden, welche Teile der CBD-Verbindung für diese Wirkungen relevant sind, und darauf aufbauend Verbindungen zu finden, die noch wirksamer sind", so Straiker.
Die Studie ergab, dass mehrere CBD-Derivate die Bindung von Fentanyl an Opioidrezeptoren selbst bei sehr niedrigen Konzentrationen verhindern. Zwei der Verbindungen verbesserten auch die Wirkung von Naloxon, wenn sie in Kombination mit dem Gegenmittel für Überdosierungen eingesetzt wurden.
Die vielversprechendsten Derivate werden nun in einer weiteren Tierstudie an Mäusen getestet.
Auswirkungen sind noch unklar
Frühere Studien haben gezeigt, dass CBD das Suchtverlangen und die Entzugssymptome wirksam gelindert hat, erklärte Dr. Peter Grinspoon, Internist und Spezialist für medizinisches Cannabis am Massachusetts General Hospital und Dozent an der Harvard Medical School.
"CBD ist ein vielversprechendes Molekül, und Cannabinoide können eine große Rolle bei der Behandlung des Opiatentzugs spielen", so Grinspoon.
Er gab aber auch zu bedenken, dass CBD nachweislich den Serumspiegel von Medikamenten erhöht.
"Wäre es nicht ironisch, wenn CBD Naloxon wirksamer machen würde, aber auch den Serumspiegel von Fentanyl erhöhen und die Situation verschlimmern würde? Es ist keine große Sache, eine zweite Dosis Naloxon verabreichen zu müssen. Das wirklich Begrenzende ist der fehlende Zugang zu Naloxon", so Grinspoon.
Dr. Daniele Piomelli, Direktor des Center for the Study of Cannabis der University of California Irvine und angesehener Professor für Anatomie und Neurobiologie an der School of Medicine der UC Irvine, erklärte, dass es vielleicht nicht "realistisch ist, CBD als Alternative zu Naloxon zu betrachten". Es könne möglicherweise als Zusatztherapie funktionieren, wenn die Daten überzeugend sind.
Autorin: Alexandra Latour
Aufgrund der über zehnjährigen freiberuflichen Autorinnentätigkeit für renommierte Gesundheitsportale und Online-Magazine übernahm Alexandra Latour Anfang 2017 die stellvertr. Redaktionsleitung von Leafly Deutschland. Auch nach der Schließung der deutschen Niederlassung von Leafly war sie weiterhin als Medizinredakteurin und Beraterin in der Cannabis- und CBD-Branche tätig und konnte sich hier eine umfangreiche Expertise aneignen.
Hinweis: Wir arbeiten mit Affilialte-Links. Das bedeutet, dass wir eine kleine Provsion erhalten, wenn Sie auf die Werbung klicken und Produkte kaufen.
Comments